Montag, 27. Juli 2009

Die Kampagne

Als ich vor ca. 3 Wochen gelangweilt an der S-Bahnstation im Hbf auf den nächsten Zug wartete, verdrückte ich mir die Zeit mit Sozialstudien über die anderen Wartenden und erfreute mich an dem großen Monitor, der neben schicker Werbung, auch ab und zu mal eine Nachrichten-Meldung anzeigte. Also ein typische Situation, wenn man auf den Zug wartet...

Dann erspähte ich ein rotes Plakat mit dicken weißen Lettern. Es war ganz offensichtlich der Vodafone-Konzern, der mir und den anderen Wartenden etwas mitteilen wollte, diesmal aber in einer neuen Aufmachung und einer sehr offensiven Headline: Es ist Deine Zeit!". Ui... ich werde angesprochen und richtig, es ist meine Zeit. Finde ich gut.

Die S-Bahn kam, die Wartezeit war um, und ich dachte mir nichts mehr dabei. Abends schaute ich dann noch ein wenig fern. Und wieder klotze es auf mich ein "es ist Deine Zeit...!" und diesmal sogar medienadäquat mit einem netten Song hinterlegt.

Die nächsten Tage stolperte ich dann ständig über diese Kampagne, die ich recht charmant finde und von der ich mittlerweile gehört habe, dass sie sogar web2nullig ist.

Spannend...!

Dann wurde diese Kampagne sogar immer mehr zum Gesprächsstoff bei Treffen mit Kollegen, Kunden, Freunden, ganz normalen Leuten und Passanten mit und ohne Web 2.0. Auch in den Medien wurde überall kontrovers und überschwänglich berichtet.... Meist kritisch negativ!

Wie könne Vodafone sich eine solches Statement "..es ist Deine Zeit..." anmaßen und es werden zudem ehrliche und einfache Blogger für Produktwerbung missbraucht etc etc

Uiui... da wird medial schweres Geschütz gegen die Kampagne aufgefahren und auch die basisdemokratische Webgemeinde überschlägt sich mit Kommentaren und zerreist den Ansatz, was sogar dazu geführt hat, dass die Web-Mutti, die irgendwo im Web2.0-Modul der Kampagne engagiert ist, sich beleidigt und persönlich angegriffen fühlte, und sich nun von der Kampagne zurückgezogen hat. Und auch der böse Punker mit dem roten Berzel bekommt es wohl dicke ab...

Wahnsinn. Gehört die negative Meinungswelle etwa mit zur Kampagne? Quasi ein perfides Viral-Modul, um die Awareness-Effekte hochzuschaukeln? Ich glaube nicht, vielmehr scheint es wirklich ein unglaubliches massives Echo auf diese Kampagne zu geben...

Aber kann mir mal jemand verraten, wieso nicht jede andere Kampagne eine solche Welle lostritt? Liegt es tatsächlich nur an dem Ansatz sich dem Web2.0 anzunehmen?
Vodafone will es ja nicht übernehmen... Können sie ja auch gar nicht! aber die Blogosphäre mit den güldenen, edlen und werbefreien Webrittern, scheinen sich angegriffen zu fühlen und verteidigen sich bis aufs letzte Hemd.

Mir persönlich würde es eher einleuchten, wenn man diesen lieb dreinschauenden RWE-Riesen anprangert, der dumpf im Komik-Stil über unsere schöne Landschaft trampelt und dabei ordentliche Kollateralschäden hinterlässt. Das scheint aber keinen zu stören. Selbst die Öko-Aktivisten scheinen abgestumpft.

Oder viel schlimmer und abmahnungswürdiger: Dieser Volkswagen-Hippie, im abgenutzten Anzug, der mit den ungepflegten Fettlocken per Gitarre einen armen Autohändler zududelt... Dem Händler geht das offensichtlich auf die Nerven. Mir auch...! Ich prangere diesen Spot hiermit an... und trauere insbesondere den massiven Media-Geldern nach, die herfür seit Monaten durchgeschossen werden.

Ach und was ist mit diesen Axe-Kampagne. Im TV diesem Bombucha oder so ähnlich und online der interaktive Po-Klapser für die Mädels aus den alten Staffeln von Germanys Next Top Modell?

Und so weiter... Wer regt sich auf?!

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