Donnerstag, 6. August 2009

Der Alpensalamander

Am letzten Wochenende hieß mal wieder:

"Der Berg ruft!"

Wir setzen zu einer Tour in die Berge an. Von Hütte zu Hütte.

Mit knackigen Anstiegen, bei frischer Luft, zu ehrlichen Hütten, bei netter Gesellschaft und kernigen Hüttenwirten, die erfahrungsgemäß Ihre "Adlerhorste" nach eigenen Gesetzen regieren.

Eine solche Tour war auch wieder unbedingt nötig, um den Kopf frei zu machen und neue Inspiration zu tanken. Frei von dem Gewäsch rund um Krise, dem perfiden Analogkäse und auch ohne Piraten am Horn von Afrika und so weiter... Alles ist dort oben in den Bergen ganz schnell vergessen und weit weg und es wird Raum für Neues geschaffen... Insbesondere neue Eindrücke gibt es viel zu erleben!

Wir packten die Rucksäcke, schnürten die Stiefen und los ging es Richtung Süden. Von Frankfurt aus, auf die A3 nach Würzburg und dann scharf in die A7 eingebogen. Innerhalb von 4 Stunden waren wir in Tschagguns im Montafon, wo wir einen Pakplatz am Staubecken bei Latschau (Talstation der Gollmer Bahn) ansteuerten und sogleich loskeulten.

Den Berg rauf in den Nebel...

Leider spielte das Wetter nämlich nicht so mit, wie wir uns das vorgestellt bzw. unsere Web-Wetter-Infosites prophezeit haben.

Nun ja, in den Alpen ist das Wetter nun einmal unberechenbar.

Aber wir hatten beste Hoffnung, oben auf der Hütte über den Wolken zu schweben, wie wir es einmal bei einer Algäutour auf der Fiederpaß Hütte erlebt haben.

Nachdem wir uns 1.200 Meter nach oben auf die Tilisunahütte geschuftet hatten, die ca. auf 2.400 Meter liegt, waren wir froh, die Rucksäcke abzuschnallen zu können.


Leider war die Suppe hier oben noch dichter. Man sah maximal 20 Meter weit....

















Dafür war das Bergsteigeressen ein Genuß. Spaghetti Bolognese.

Wir mussten uns den Abend über mit Berichten des Hüttenwirts und anderen Wandersleuten begnügen, die von einer wunderbaren Aussicht und auch von einem Bergsee schwärmten, der unterhalb der Hütte einen sagenhaften Anblick bieten soll.




Bei schönem Wetter....

Dann muss auch die tolle Außenveranda zum Verweilen einladen...

Draussen war es naßkalt.

Am nächsten Tag war es wettermäßig nicht besser und wir begannen die Tour recht flexibel umzuplanen, denn die geringe Sicht verbaut einem nicht nur die Ausblick auf pitoresque Bergseen, sondern macht die Streckenfindung auch recht anspruchsoll und eine Tour kann insgesamt ziemlich ungemütlich werden. Bei solchen Umständen muss man unbedingt flexibel bleien und darf nicht störrisch am festgelegten Marschplan festhalten.


Was nicht geht, geht einfach nicht und alles was hier oben übertrieben und unangepasst durchgezogen wird, kann unangnehm werden.

Ein Hagelschauer, mit Gewitter und schneidigem Wind, kann sogar äusserst gefährlich werden...

Von Wegmarke zu Wegmarke pirschten wir uns weiter und überquerten die Grenze zur Schweiz.


Kein Zöllner war weit und breit zu sehen...

Wir kehrten dann zu Mittag in einer kleinen, sehr urigen schweizer Hütte ein, vor der uns einige Schwaben am Vorabend ausdrücklich gewarnt hatten. Es wäre so unheimlich teuer etc... Jajaja... Auf einer Hütte in 2.400 Meter Höhe gilt eben nicht der Milchpreich ausm Lidl! Dafür stimmt hier oben das Preis-Leistungsverhältnis!

Gut gestärkt ging es weiter und dann riß plötzlich und spektakulär die Wolkendecke auf. Was war das für ein toller Anblick ... Und auf einen Schlag änderte die Tour seinen Charakter, denn das umliegende Pannorama war atemberaubend und die Temepraturen stiegen merklich und angenehm an.















Gegen Mittag kamen wir auf der Lindauerhütte an, die relativ weit unten in einem schönen Tal auf ca. 1.700 Meter liegt. Dort bezogen wir Quartier. Da wir noch ordentlich Kraftreserven hatten und auch das Wetter prächtig war, legten wir ohne Rucksack noch einen Abstecher
auf die Geisspitze ein.

Pünktlich zum Abendschmaus kehrten wir wieder zurück, wo wir uns über die beiden warmen Duschen freuten, die auf dieser Hütte geboten werden. In den Hütten weiter oben gibt es nämlich nur eine Waschrinne, wo man froh sein muss, wenn eiskaltes Wasser zur Verfügung steht.

Abends erfreuten wir uns dann noch am Gesang einer größeren Wandergruppe, die alle möglichen Alpenschlager schmetterte....

"Blau blau blüht der Enzian...", "Sonnige Höhen...", "Heidi, Deine Welt sind die Berge..."

Es herrschte großartige Hüttenstimmung!

Wir kraxelten am nächsten Morgen erst etwas später los, denn die 8 Stunden Wanderung vom Vortag, mit einigen tausend Höhenmetern, lag uns noch ordentlich in den Knochen. Schon am ersten Anstieg merkte ich, welche Performance-Probleme ich heute haben würde.


Recht erschöpft kamen wir Nachmittags auf der Totalphütte an, die spektakulär gelegen ist. Den Plan, weiter über den Gletscher zur Mannheimer Hütte zu wandern, verwarfen wir.















Wir genoßen die Nachmittagssonne und plauderten mit den Wandersleut über die jeweiligen Erlebnisse und eingeschlagenen Strecken.

Wir konnten vom Alpensalamander berichten, den wir auf ca. 2.000 Meter am Wegesrand entdeckt haben. Diese Entdeckung war sehr eindrucksvoll, denn auf dieser Höhe kräuscht nicht einmal eine Kellerassel und die Vegetation ist auch eher spärlich...

Und dann ein solch interessantes "Getier". Ich verbrachte einige Zeit damit, den Salamander zu beobachten und einige Fotos zu schießen.
Später erfuhren wir, dass der Alpensalamander zwar nicht unmittelbar vom Aussterben bedroht ist, aber eben nur in den Alpen über ca. 1.200 Meter vorkommt und extrem selten ist!

Für mich erschien er einzigartig! Was für ein Erlebnis!















Noch lange musste ich darüber sinieren, was der kleine "Wurm" hier oben verloren hat und wie er überleben kann, wenn man bedenkt, dass auf dieser Höhe die meiste Zeit des Jahres Frost vorherrscht und auch nicht wirklich viel Nahrung vorhanden zu sein scheint.

Nun ja, er wird schon wissen, was er hier treibt und wahrscheinlich hat er hier für seine Art eine einzigartige Nische besetzt.


Wenn Ihr Interesse daran habt, diese Tour "nachzuwandern", gebe ich die Details der Route oder Empfehlungen für Ausrüstung und insbesondere Tips für geeignetes Kartenmaterial gerne weiter. GoogelMaps oder GoogleEarth helfen in dieser Region für eine Wanderung nicht weiter...

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